„Ich habe mein Yoga schon gefunden! - Warum sollte ich anders üben?“ - könnte man jetzt fragen. Die kurze Antwort darauf:
Wir Menschen sind individuell, mit ganz eigenen körperlichen Voraussetzungen. Die lineare, meist statische Form der traditionellen Yogahaltungen dient dieser Individualität nicht, da wir
weder geometrisch-linear noch statisch sind.
Die ausführliche Antwort:
Klassische Yogaformen sind eine tolle Basis, um den Bewegungen und dem Körper eine Richtung zu geben, um sich von grundlegenden physischen Problemen zu befreien und um überhaupt wieder ein Gefühl
für den Körper und seine gesunde Ausrichtung zu bekommen. Seit den elf Jahren, in denen ich unterrichte und über zwanzig Jahren meiner eigenen Praxis war eines jedoch auffällig: Jede°r
Yogi°ni, inklusive mir, hat sich irgendwann in einen Kampf mit seiner°ihrer Yogapraxis verstrickt; geprägt durch körperliche Beschwerden, Verletzungen, körperliche Rückschritte, Unlust und durch
das Gefühl, nicht genug zu tun oder zu sein. Wer versucht, sich trotz individueller Grenzen und Einschränkungen in Positionen hineinzuzwängen, die ihm nicht dienen (z.B. Lotus,
Kopfstand, Chaturangas), arbeitet gegen seinen Körper und sein Wohlbefinden. Wer beispielsweise lange die 1. Serie AshtangaYoga praktiziert, so, wie sie vorgegeben ist, kommt meist an
Ischiasbeschwerden (die vielen Vorbeugen), Handgelenksproblemen (die vielen Chaturangas) und Knieproblemen (zu früh Lotusvarianten mit verspannten Oberschenkeln und Leisten) nicht vorbei.
Anstatt diese Zeichen der körperlichen Überlastung wahr- und anzunehmen, entsteht oft das Gefühl, fehlerhaft zu sein.
So mancher hat aus diesen Gründen Yoga an den Nagel gehängt - anstatt es anzupassen. Ich selbst hätte sicher schon aufgehört zu praktizieren, wenn ich nicht immer wieder auf Lehrer
getroffen wäre, die mir gezeigt haben, dass man den klassischen Weg verlassen und die „Regeln brechen“ darf. All diese Erfahrungen und schließlich meine Beschäftigung mit den Faszien
(ihre großartige Bedeutung und was sie brauchen, um gesund zu sein) hat mich zu meiner heutigen Yogapraxis - der YogaEvolution - gebracht.
Die klassischen Yogastile sind dabei eine grundlegende Basis, von der aus ich umgestalte und anderes einfließen lasse, bis ich gelegentlich die klassischen Yogawege zwischendurch ganz
verlasse, um mich an dem großen Reichtum, den die neuere Forschung (wie Faszien- und Schmerztherapie) und andere traditionelle Stile (wie QiGong, TaiChi) bereithalten zu bedienen und
passende Übungen oder Bewegungen in das eigene Yoga zu integrieren.
Der Faszien-Experte Thomas Myers schreibt in seinem Buch „Anatomy Trains“: „Durch Variation der Last und der Richtung von Zug- oder Dehnungsvektoren … wird für eine gleichmäßige
Belastung ...gesorgt. Umgekehrt ist davon auszugehen, dass die tägliche Wiederholung der gleichen Übungen, Katas oder Yoga-Asanas auf stets dieselbe Weise nur bestimmte Faszienzüge belastet und
trainiert, während die umgebende Faszie unbelastet, untrainiert und unausgeglichen bleibt – und anfällig für Verletzungen, wenn die Anforderungen des Lebens einmal aus einer anderen als der
gewohnten Richtungen kommen.“
Die Vielfalt der Bewegungen und Bewegungsarten ist es also, die den Körper gesund erhält. Daher ist es wichtig, sich frei zu machen von bestimmten Regeln und Bewegungsvorgaben,
die von außen kommen. Dies führt zu einem Üben von innen nach außen. Nicht der äußere Blick entscheidet über die Richtigkeit einer Haltung, sondern der innere: die eigene
Wahrnehmung. Der äußere Guru wird ausgeschaltet und durch den inneren ersetzt – das ist eine tiefe Weisheit, die wir alle in uns tragen. Das Resultat einer solchen Übungspraxis ist ein
kraftvoll-entspannter Körper, eine glücklich-zufriedene Seele und Vertrauen in das eigene Empfinden. Kurz: EMBODIMENT – das Gefühl im Körper zu Hause zu sein.
Beachte hierzu auch meine zweistündige Yogaklasse "YogaEvolution: Praxis".