Im Zuge der Corona-Pandemie samt der vom Staat getroffenen Schutzmaßnahmen, aber auch wenn politische Systeme der eigenen persönlichen Haltung entgegenstehen – wie es gerade in den USA der Fall ist – entsteht schnell ein Gefühl von Unfreiheit und Zwang.
Unfreiheit bedeutet: Man muss, man darf nicht, wer die Regeln bricht, muss mit Sanktionen rechnen und das, was man will, zählt nicht. In manchen Ländern gibt es Hausarrest für Menschen, die all zu revolutionär denken oder sie werden in Gefängnissen festgehalten, wenn nicht sogar getötet. Die Apartheit legte fest, dass der Wert eines Menschen sinkt, dass er nicht frei und gleichberechtigt leben darf, wenn er mit einer bestimmten Hautfarbe geboren wird. Bis 1958 durften in Deutschland Ehemänner entscheiden, ob und was ihre Frau arbeitet.
Es gibt so viele unterschiedliche Formen von Unfreiheit, im Kleinen wie im Großen, die ganz individuell erfahren werden.
Eines haben sie jedoch gemein: Das Gefühl von Ohnmacht.
„Frei zu sein bedeutet nicht nur, seine eigenen Fesseln zu lösen, sondern ein Leben zu führen, das auch die Freiheit anderer respektiert und fördert. … Als ich aus der Zelle durch die Tür in Richtung Freiheit ging, wusste ich, dass ich meine Verbitterung und meinen Hass zurücklassen musste, oder ich würde mein Leben lang gefangen bleiben.“ ~ Nelson Mandela
Ohnmacht bedeutet, ohne Macht zu sein oder sich zumindest so zu fühlen.
Auf der einen Seite hat jemand die Macht (der Täter), auf der anderen Seite hat sie jemand nicht (das Opfer). Wenn wir gegen diese Ohnmacht aufbegehren, ein Verhalten, das oft am Anfang steht, wenn eine solche energetische Blockade entsteht, dann zeigt sich das meist durch Wut. Wut ist eine Energie, die nicht hinnehmen will, was geschieht. Aus diesem Grund sind auch oft Angehörige, die den Tod eines geliebten Menschen verarbeiten müssen, wütend. Obwohl der Tod nicht mit sich diskutieren lässt, akzeptieren wir ihn in einer bestimmten Phase nicht und kämpfen mit Wut gegen die Akzeptanz.
Die Situation, die die Ohnmacht hervorgerufen hat, kann Wut meistens jedoch nicht auflösen und die Blockade, die sie in uns erzeugt hat, auch nicht. Bleibt diese Blockade lange bestehen, geben wir auf, resignieren und die dominierenden Gefühle sind Trauer und Hoffnungslosigkeit.
„Nur ein Mensch voller Hingabe hat spirituelle Kraft. Durch Hingabe wirst du innerlich von der Situation frei. Dann kann es passieren, dass die Situation sich völlig ohne dein Zutun verändert.“ ~ Eckhart Tolle
In letzter Zeit habe ich dieses Gefühl bei vielen Menschen angesichts der zweiten Corona-Welle gesehen. „Nicht schon wieder ein Lockdown, nicht schon wieder Einschränkungen meiner Feheit!“ Auch die US-Präsidentschaftswahlen rufen ähnliches hervor, nicht nur in den USA selbst, sondern weltweit, weil sich ein Mensch alle Freiheiten nimmt auf Kosten der anderen.
„Ihr könnt Freiheit in jedem Moment eures täglichen Lebens praktizieren. Jeder Schritt, den ihr geht, kann euch helfen, eure Freiheit wiederzuerlangen. Jeder Atemzug kann euch helfen, eure Freiheit zu entwickeln und zu kultivieren. Wenn ihr esst, esst als ein freier Mensch. Wenn ihr geht, geht als ein freier Mensch, Wenn ihr atmet, atmet als ein freier Mensch. Dies ist überall möglich.“ ~ Thich Nhat Hanh
Das Thema „Opfer-Täter-Ohnmacht“ ist akut.
Also, was tun, wenn sich nicht nur ein Virus oder ein Mensch unkontrolliert ausbreitet, sondern auch Ohnmacht, Wut und Angst?
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Nicht mitmachen, sondern bei sich bleiben, anstatt in Angstphantasien unterzugehen. So lässt sich objektiver schauen, was man denn tun kann.
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Nicht überinformieren. Das ist ein unglaublicher Stress, weil wir einerseits diese Informationsreize verarbeiten müssen, uns gleichzeitig auch noch hilflos gegenüber den Informationen fühlen, die zudem oft reißerisch dargestellt werden. Daher: Gezielt und begrenzt verlässliche Quellen abrufen.
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Entscheidungen treffen. So viele und so oft wie es geht. Ob es darum geht, was ich esse, anziehe oder welchen Film ich sehe, ob es um das Privatleben oder den Beruf geht: Egal gibt’s nicht. Entscheiden erhöht die eigene Energie und gibt uns das Gefühl zurück, dass wir handeln können.
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Atmen! Ruhig und gleichmäßig, um in die Herzkohärenz (kann man mit innerer und hormoneller Ordnung übersetzen) zurückzukommen oder aber kraftvoll, um aus der der Starre der Ohnmacht, die sich auch im Körper sammelt, herauszukommen: Bhastrika, Kapalabhati, Feueratem. Der Löwenatem Simhasana ersetzt Schreien und gibt dieselbe Erleichterung.
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Bewegen! Bewusste Bewegung, kraftvolle Bewegung, Dehnung – all das zusammen bringt unser Nervensystem ins Gleichgewicht. Muskelkraft hebt die Laune. Diagonal-Übungen (zum Beispiel die rechte Hand und das linke Bein heben) bringen uns mental und nervlich ins Gleichgewicht, helfen zu entspannen. Dehnungen oder federnde Bewegungen lösen Anspannung und Trauma aus den Faszien – so können wir loooooslaaasssen.
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Meditieren! Ja, ich bleibe dabei, werde mich gerne immer wieder wiederholen und selbst zitieren. Weil es so wichtig ist, das Meditieren. Manchmal lästig und anstrengend, manchmal zu simpel und langweilig, doch immer unerlässlich.
Meditation verbindet uns mit der Unendlichkeit, dem inneren weiten Raum, mit dem Nichts und gleichzeitig mit allem, was ist. Dadurch gehen wir aus der gefühlten Isolation heraus und verbinden uns. Das nennt sich divergenter (weit gestellter) Fokus. Der Angstfokus ist eng. Daher: den Fokus, die Aufmerksamkeit weit stellen, sich mit dem Leid anderer verbinden, die genauso leiden, wie wir selbst in diesem Moment und mitfühlen (nicht mitleiden!). Ein langer bewusster Blick in den Himmel und wir werden wieder frei. Auch das ist Meditation.
Wir können uns an so vielen Vorbildern orientieren, an berühmten Menschen, die schwierige, unfreie Zeiten überstanden haben, die selbst im Gefängnis mit ihrer inneren Freiheit verbunden geblieben sind. Diese Vorbilder, die ich in diesem Artikel zitiert habe, können uns ein großes Leuchtfeuer in der Dunkelheit sein.
Warum verzagen, wenn es doch schon andere geschafft haben?
„Steh auf und sei frei! Wisse, dass jeder dich schwächende Gedanke und jedes dich schwächende Wort auf dieser Welt das einzige wirkliche Übel ist. Alles, was den Menschen schwächt, alles, was ihm Furcht einflößt, ist das einzige Übel, das er ängstlich meiden sollte. … Wenn du gebunden bist, wirst du gebunden bleiben. Wenn du es auszusprechen wagst, dass du frei bist, bist du im gleichen Augenblick frei.“ ~ Swami Vivekânanda
... Eigenverantwortung ist wie immer der Schlüssel.
Vom 1. bis 21. Dezember biete ich einen Online-Workshop an:
„21 Tage Herzkohärenz. Für Freude, Stabilität und Lebendigkeit“.
Alle Details findet ihr hier.
Quellen und weitere Inspirationen
Jack Kornfield "Wahre Freiheit" (in "Buddhismus aktuell")
Thich Naht Hanh "Frei sein, wo immer du bist"
Nelson Mandela "Der lange Weg zur Freiheit. Autobiografie."
Ohnmachten auflösen durch das energetischen Coaching