„Sogar mein Schatten
Ist durch und durch gesund
An diesem Frühlingstag.“
~ Issa
Frühling!
Morgen, am 20. März ist nach dem Kalender Frühlingsanfang. Die an diesem Datum herrschende Tag- und Nachtgleiche und die ab dann immer länger werdenden Tage bedeuten für uns: Die dunkle, schwere Yin-Energie des Winters wandelt sich nach und nach in eine leichtere und lichtere Yang-Zeit. Wir können also darauf hoffen, dass die momentan so erdigen Zeiten etwas aufgelockert werden durch frische Frühlingsenergie.
Während im Winter Rückzug, Speichern und Regeneration dominieren, bringt uns der Frühling – das kann man leicht an der Natur ablesen – ein neues Lebensgefühl: Alles entsteht neu, alles ist im Aufbruch, will sprießen, blühen, sich zeigen, frei sein und sich vermehren. Schöpfung, Kreativität und Lebenskraft sind greifbar.
Was aber, wenn diese Zeit, in der man sich öffnen und sich mit anderen verbinden will, mit Corona und Lockdown zusammenfällt? Wenn Masken, Distanz und Zuhausebleiben angesagt sind?
Dann bleibt sozial betrachtet unsere Energie im Winter stecken (Rückzug), sodass wir in den Rhythmus der Natur nicht ganz einstimmen können – es fühlt sich nicht nach Neuanfang an. Diese starke, nach außen drängende Energie des Frühlings kann, weil unser Leben so sehr von Rückzug, Distanz und Begrenzung geprägt ist, in uns stecken bleiben. Diese Blockade zeigt sich dann als Wut, Ärger, Frust oder auch als Visionslosigkeit, Gefühlsschwankungen, Energielosigkeit und Depression. Physische Anzeichen sind Schulter- und Nackenverspannungen, Verspannungen in den Augen, Kopfschmerzen/Migräne, Verdauungsprobleme, Bauchfett und gynäkologische Probleme. Nach der Lehre der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) sind das die typischen Anzeichen für Stagnation in Leber und Galle. Genau dies sind die Organe bzw. Meridiane, die im Frühling aktiv sind, verbunden mit dem Element Holz, das für die nach außen drängende Kraft, Weiterentwicklung und Wachstum steht.
Wenn Leber und Galle blockadenfrei und in ihrer Kraft sind, erleben wir das als Fülle an Energie und Kreativität, wir fühlen uns inspiriert, machen Pläne, haben Visionen, denen wir auch folgen, Träume und Ziele, die wir verwirklichen wollen.
Bei dieser Beschreibung wundert es nicht, dass Leber, Galle und Augen ein Funktionskreislauf sind. Also nicht nur die inneren Augen, die Visionen sehen, sondern auch die physischen Augen sind gesund, wenn es der Leber gut geht – oder aber schwach, wenn ihre Energie stagniert.
Stagnation bedeutet: Da ist Energie! Ich muss sie nur wieder zum Fließen bringen. Wenn das gelingt, nehmen auch die oben beschriebenen Probleme ab oder verschwinden ganz.
Stagnationen lösen kann man über alle Koshas, also über alle Bereiche, die uns ausmachen:
ÜBER UNSEREN KÖRPER
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gutes Essen, viel Grünes (warum nicht ein paar Wildkräuter aus dem Garten?)
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viel Wasser trinken (die Leber braucht viel Flüssigkeit, um unsere Temperatur regulieren zu und um entgiften zu können)
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fasten – es ist die typische Zeit für eine Fasten- und Entschlackungskur
- Regenerationshilfe für die Leber: Odermennigkrauttee, OPC und L-Carnitin
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Bitterstoffe zuführen (nicht übertreiben, aber sie sollten täglich auf den Tisch oder in die Tasse)
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Löwenzahn
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Mariendistel
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Artischocke sind die gängigsten Leberhelfer für die Fettverdauung und Unterstützer der Galle
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ÜBER UNSERE ENERGIE
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energetische Blockaden lassen sich wunderbar lösen durch die richtigen Übungen:
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den Leber- und Gallenmeridian aktivieren durch den Krieger I und II, den Bogenschützen (hier kann man sogar die Vision integrieren), Grätschhaltungen (sitzend oder stehend), Beininnen- und Außendehnungen, alle Seitdehnungen und Drehungen. Langes Hüftkreisen wirkt Wunder: kleine und immer größere Kreise, mit Händen in den Hüften oder auch, wenn der Rücken das mitmacht, mit nach oben gestreckten Armen. Hübsch anzusehen hier – am besten direkt mitmachen.
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Wichtig: nicht übertrieben intensiv praktizieren, das kurbelt nur die Hitze (den Ehrgeiz) der Leber wieder an. Ich empfehle angenehm fließende Bewegungen im Yoga oder QiGong, sie besänftigen das Nervensystem.
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Energiearbeit. Sie löst gezielt Blockaden, bringt die Energie zum fließen, Weiterentwicklung ist die natürliche Konsequenz.
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Pranayama. Heißt übersetzt „die Lenkung der Energie“. Da die Leber mit Hitze verbunden ist, sollte man weise wählen, welche Atemübungen man macht. Wenn die Verdauung Schwung braucht, hilft Feueratem. Wenn Hitze überwiegt, hilft Sitali Pranayama (das Atmen durch die gerollte Zunge). Wenn das Gedankenkarussell nicht stoppen will, ist Kapalabhati angezeigt. Bei Wut: Simhasana, der Löwenatem.
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Mudras. Apan-Mudra lässt Altlasten los. Hierfür bringt man Daumen, Mittelfinger und Ringfinger an den Fingerkuppen zusammen, Zeige- und kleiner Finger sind abgespreizt (ja, wie auf einem Metalkonzert). Das Mudra wird mit beiden Händen ausgeführt.
ÜBER UNSERE GEFÜHLE
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Mit Mantren kann man sich aus so ziemlich allen Gefühlszuständen befreien.
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Tönen. Das bedeutet, Bereiche zum Schwingen bringen und Druck ablassen durch Laute. Z.B. „Aaaaa“, „Ooooooo“, „Uuuuuuuu“. Einfach ausprobieren, was passt.
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Kreativ sein. Hier geht es nicht um gut oder schlecht, vorzeigbar oder nicht. Einfach loslegen, basteln, malen, schreiben, tanzen, musizieren, den Garten, die Wohnung, den Balkon zum Hingucker machen, sodass die Augen sich freuen.
ÜBER UNSEREN GEIST
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Wenn es an innerer Inspiration fehlt, dann suche danach. Es gibt viele Dharma-Talks von tollen Größen und weisen Menschen im Internet, Biographien zu lesen.
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Meditieren. Durch Meditation kann man die eigenen, gefühlten Beschränkungen überschreiten und sich mit der Weite und allen Potentialen, allen Möglichkeiten und Energien verbinden. Den Geist weit werden lassen!
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Wenn Negativität das Denken beherrscht, richte den Blick auf die üppige grüne und bunte Natur. Verbinde dich mit ihrer Pracht, mit ihrer Freiheit und Schönheit. Darin kann man viel Ruhe und Erleichterung finden.
Nicht nur das, auch neue Perspektiven können wir durch den Blick in die Natur finden. Wir können uns fragen, was wirklich wesentlich und wichtig ist. Ob es wichtig und richtig ist, wie wir unser Leben bisher gelebt haben – oder ob es nicht auch eine Erneuerung gebrauchen kann. Ob wir das Leben bisher überhaupt in vollen Zügen gelebt haben oder immer alles auf später verschieben.
Die Leber will von uns, dass wir unsere Lebensträume leben und verwirklichen, dass wir unserer Seele folgen und nicht der praktischen Vernunft.
Dies ist eine Zeit, in der wir den noch andauernden Rückzug für eine Innenschau nutzen und uns fragen können:
„Wie will ich eigentlich leben?“
Neue Perspektiven entwickeln,
diese innere Kraft nutzen
und loslegen!