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Der Tod als Teil des Alltags.

Für Papa.

Und für alle, die Abschied nehmen müssen.

 

Erst vor wenigen Tagen ist mein Vater mit jungen 70 Jahren gestorben. Dieses Ereignis und meine Erfahrungen damit nehme ich als Anlass, ein von mir lange aufgeschobenes Thema hervorzuholen. Vor Jahren habe ich den Workshop-Ordner „Der Tod als Teil des Alltags“ angelegt. Doch wer beschäftigt sich schon freiwillig oder gerne mit dem Tod?

 

Wenige.

 

Jetzt ist es an der Zeit für mich, wieder einmal tiefer in dieses Thema einzutauchen und einige Perlen der Erkenntnis mitzubringen. Praktische Dinge, die wir tun können, wenn es nichts mehr zu tun gibt.

 

Alles, was in diesem Artikel steht, gilt auch für die großen Umbrüche in unserem Leben. Wenn wir uns in einer Art Schockzustand befinden und sich die Gefühle von Chaos und Unkontrollierbarkeit breit machen. Wie im Fall von Trennungen, Abschieden von Freunden und Familie, bei Umzügen in eine andere Stadt oder in ein anderes Land, bei Jobwechseln, Kündigungen und wenn Phasen im Leben zu Ende gehen.

 

 

AKUTE HILFE

Vitalstoffe.

Zunächst haben mich – neben der besten Unterstützung durch meinen Mann und meinen Hund –  die Vitalstoffe über die ersten zwei Tage gerettet. Die habe ich natürlich vorrätig, das ist meine Hausapotheke. Magnesium, Tryptophan, GABA und B-Vitamine haben mein angeschlagenes Nervenkostüm besänftigt. Arginin hat meine Kopfschmerzen gelöst. Wer viel Stress hat, braucht dementsprechend viele Vitalstoffe. Nur ein Beispiel: An Magnesium habe ich 1,2g/Tag genommen. 500mg gilt schon als Hochdosierung, genügt aber in einem Ausnahmefall oder bei Dauerstress nicht.

 

Atmen.

Erstmal vor allem ausatmen, ausseufzen. Das löst den Stress, das Festhalten, die Last.

 

Dann auch die Wim Hof-Atmung, denn sie hilft, Trauer und Trauma zu lösen, in Bewegung in Verarbeitung zu bringen.

 

Die herzkohärente Atmung hilft in einen grundentspannten Zustand zu kommen, in dem man sich wieder mit sich selbst verbindet, wenn man vorher neben sich stand. Sie lindert körperlichen wie emotionalen Schmerz und lässt klarer und ruhiger denken. Mehrfach 5 Minuten am Tag sind in diesem Fall besser als einmal lange.

 

 

Vagusnerv.

Der Vagusnerv steuert unser Nervensystem immens und dadurch auch unser Befinden. Im Schock, aber auch durch langanhaltende Belastung, werden Kampf-, Flucht- oder Starreimpulse getriggert. Dadurch kann es uns auf allen Ebenen schlecht gehen – durch die gesunde Aktivierung des Vagusnervs aber auch ebenso gut!

 

Ich habe die für mich schnellste Variante gewählt und immer wieder zwischendurch gesummt oder auch ein lang gezogenes „Ommmmmmmm“ gechantet.

 

Das Nervensystem stärken kannst Du optimal mit der AuraKriya aus dem KundaliniYoga. Das hilft Dir dabei, innerlich stabil zu bleiben, wenn die Außenwelt zusammenzubrechen droht, wenn alle was von Dir wollen, wenn Du überfordert bist.

Zudem aktiviert, öffnet, kräftigt, dehnt sie den Herzmeridian, den Brust-, Nacken-, Schulterbereich. Also die Bereiche, die sich im Trauerfall gerne zusammenziehen.

 

 

Homöopathie.

Es gibt sicher noch andere Mittel, doch mein Mittel der Wahl für emotionale Extremsituationen ist Ignatia (C 30). Es löst Verletzung, Trauer und Schock.

 

 

Gehmeditation.

Ausruhen, schlafen, in Ruhe meditieren – das wäre gut und heilsam. Schafft man aber in angespannten Momenten nicht unbedingt. Langsame Spaziergänge in der Natur, beim Einatmen „Ja, ja, ja ja, ja…“ denkend, beim Ausatmen „Danke, danke, danke, danke, danke…“. Ganz nach dem Großmeister der Gehmeditation Thich Nhat Hanh.

Dadurch öffnet sich das schmerzende Herz wieder und Du kannst Dich in Dankbarkeit dem zuwenden, was (noch) da ist oder aber neuen Möglichkeiten den Raum öffnen.

 

 

Hilfe und Abgrenzung.

  • Lass Dir helfen! Da, wo Du es brauchst und wünschst.
  • Lass Dir Essen kochen, Tee kochen, Dich daran erinnern, Wasser zu trinken.
  • Lass Dir bei den bürokratischen Dingen helfen, falls Du diese als nahe°r Angehörige°r regeln musst.
  • Lass liebe, tröstende Menschen zu Dir kommen – wenn Dir das gut tut. Aber gehe auch in die Stille, in den Rückzug, wenn Dir das gut tut. Nimm Dir frei, wenn Du das brauchst, arbeite, wenn Deine Arbeit heilsam ist für Dich.
  • Lass Dich nicht in ein „so geht trauern“ drängen. Jede°r tut das auf ganz eigene Weise. In Stille, in Aktion, in Gesprächen, in Einsamkeit.
  • Aber: Setze Dir eine Grenze. Im Buddhismus sagt man, 7 Tage darfst Du trauern. Dann ist es auch gut. Das klingt nicht ganz praktikabel, sich einfach eine Zeit zu setzen. Doch es hilft, effizient zu trauern. Die Trauerarbeit, das Verarbeiten nicht auf die lange Bank zu schieben.
  • Suche Dir auch hier eventuell Hilfe bei erfahrenen Menschen. Es gibt ganz großartige Seelsorger°innen, falls Du eine außenstehende Person brauchst.

 

 

TRAUER LÖSEN.

Ich selbst habe viel energetisch auflösen können und darin große Heilung erfahren. Ansonsten könnte ich hier jetzt noch nicht sitzen und diesen Text schreiben.

 

Die Ruhe für Yoga hatte ich nicht. Jedoch die dynamischen Übungen des QiGong haben mir enorm geholfen. Allen voran: Shake the tree mit langem Ausatmen durch den Mund, Arme schwingen (6 Minuten), dynamische Drehung im Stand mit schwingenden Armen, Nieren ausklopfen, Leiste und Bauch ausklopfen, Katze-Kuh im Stehen mit Händen auf dem Rücken.

 

Trauer lässt sich oft erst lösen, wenn man zwischen sich und dem Verstorbenen aufgeräumt hat. Zu Lebzeiten hat man das vielleicht nicht geschafft. Oder es bleiben Schuldgefühle, weil man nicht helfen konnte, das Gefühl hat, irgendetwas versäumt zu haben. Gerade bei schwierigen, distanzierten Beziehungen bleibt meist vieles hängen.

Das hawaiianische Vergebungsritual Ho’oponopono kann hierbei eine großartige und ganz einfache Hilfe sein und für beide Seiten Loslassen und Befreiung bewirken.

 

In meinem Artikel „Auf dem Weg zum Frieden: Ho’oponopono“ findest Du alle nötigen Infos.

 

Die Konstruktive Ruheposition ist eine aktive Form der Entspannung, die dafür bekannt ist, Anspannungen und Trauma zu lösen. Eine geführte Version findest Du in meinen Freebies.

 

 

 

IM ALLTAG.

Der Dalai Lama rät…

… sich täglich mit dem Tod auseinanderzusetzen. Nicht den ganzen Tag. Einige Minuten genügen, während derer man sich der Vergänglichkeit aller Wesen und Dinge bewusst wird. Den eigenen Tod miteingeschlossen. Tun wir dies regelmäßig, bereiten wir den Boden für Annehmen und Akzeptanz und damit für Gelassenheit, wenn uns die Sterblichkeit berührt.

Und dann? Sind wir dann den ganzen Tag trübselig, weil wir den Tod an uns herangelassen haben? Nein, genau im Gegenteil können wir zurück in den Alltag kehren mit einer Freude und Dankbarkeit, die vorher nicht da war. Wir werden unsere Zeit und die Menschen um uns herum mehr wertschätzen, anstatt unaufhörlich darüber zu klagen, was uns stört. Auf diese Weise führen wir ein sinnvolles, versöhnliches Leben:

 

„Der Mensch opfert seine Gesundheit, um Geld zu verdienen.
Dann opfert er sein Geld, um seine Gesundheit zurück zu gewinnen.
Er ist so auf die Zukunft fixiert, dass er die Gegenwart nicht genießen kann.
So lebt er weder die Zukunft noch die Gegenwart.
Er lebt so, als würde er niemals sterben und stirbt so, als hätte er nie gelebt.“

~ Dalai Lama

 

 

GANZ PRAKTISCH…

  • kannst du das Vergehen und den Zerfall einer Blume oder eines Apfels betrachten.
  • kannst Du meditieren und dabei das Gefühl der Körperlosigkeit üben. Besonders gut leiten die Meditationen von Joe Dispenza in diesen Raum des Nichts.
  • kannst Du die NetiNeti-Meditation nutzen, um Dich von falschen Identifikationen zu lösen und damit das Loslassen erleichtern.
  • kannst Du mit der Meditation über die Endlichkeit von Werner Eberwein „Hüter der Schwelle“ auf sanfte Weise dem Moment Deines Todes begegnen – und natürlich immer wieder zurückkehren.
  • kannst Du die Endentspannung als das nutzen, was sie eigentlich wortwörtlich bedeutet: Shavasana = Leichenhaltung. Nach dem Tun liegst Du lange ganz still und konzentrierst Dich nur darauf. Danach (er-)stehst Du wieder auf.
  • kannst Du ehrenamtlich in einem Hospiz arbeiten.
  • kannst Du auf Friedhöfen spazieren gehen.
  • kannst Du Dich mit spirituellen Ideen über das Leben nach dem Tod beschäftigen.
  • kannst Du Deinen Garten nicht von jedem einzelnen welken Blatt befreien. Betrachte das Vergehen und das erneute Erblühen im Wechsel der Jahreszeiten. Die Natur ist die beste Lehrerin, wenn wir etwas über den Kreislauf des Lebens (oder der Leben) lernen wollen. Ein wunderbares Buch hierzu ist „12 Farben Grün“ von Carsten Kluth.

 

 

WEITERLESEN UND INSPIRIEREN LASSEN…

  • Satya Singh „Das Yoga-Buch vom Leben und vom Sterben“
  • Thich Nhat Hanh „Wie weiterleben, wenn ein geliebter Mensch stirbt?“
  • Jack Kornfield Das innere Licht entdecken: Meditationen für schwierige Zeiten“ (als Buch und Hörbuch)
  • Dr. Joe Dispenza „Warum sterben wir?“ 
  • „Buddhistischer Rat bezüglich Tod und Sterben“
  • Luis Bauer, ein junger Bestatter, führt Dich auf Instagram durch die Welt des Bestattungsinstituts. Mal ein ganz anderer Ansatz.
  • AmarAtma Singh ist ein „grief coach“, also ein Trauer-Coach. Großartig, warmherzig, liebevoll. Zu finden auf Instagram, aber auch hier und da auf youtube. 

 

„Der Tod ist kein Ende, sondern eine Transformation.

Bei dieser Transformation gibt es bestimmte Gefahren.

Auf diese Gefahren kann man sich vorbereiten.

Wer sich vorbereitet, hat keine Angst mehr vor dem Tod.

Wer keine Todesangst hat, lebt ein mutiges, erfülltes Leben.“

~ Satya Singh